Roboter Modelle: Was Cobot-Namen erzählen

Ein Cobot namens James? Beim Elektronikfertiger Gustav Hensel gibt es das. Der UR10 unterstützt die Mitarbeiter beim Verpacken und entlastet sie so. Hensel ist nicht das einzige Unternehmen, dass seinem Roboter Modell einen Namen gibt. Wir haben eine nicht ganz ernst gemeinte Typologie der Cobot-Namen erstellt.

Typologie der Cobot-Namen | Universal Robots
Typologie der Cobot-Namen | Universal Robots

Was ihm lieb und teuer ist, versieht der Mensch gerne mit Kosenamen: Haustiere, Autos – oder Roboter Modelle. Spitznamen wie „Fritzchen“, „James“ oder „Victoria“ geben Aufschluss über das Verhältnis von Mensch und Maschine in Zeiten der kollaborativen Robotik. Sie bilden die Basis einer kleinen Cobot-Typologie.

Wenn Sie Geschichten aus Entenhausen mögen, kennen Sie sicher Helferlein: Der Kleinstroboter aus Draht, Dichtungsringen und einer Glühbirne leistet Daniel Düsentrieb – Erfinder bahnbrechender Innovationen wie der Rückenkratzmaschine, dem Kobold-Kompensator oder dem butterlosen Butterbrot – seit 1956 unverzichtbare Dienste in seiner Werkstatt. Nicht nur Comic-Leser träumen von einem Gefährten, der sie wie das elf Zentimeter große Metallmännchen im Job unterstützt und ihnen bei anstrengenden, monotonen oder gefährlichen Aufgaben zur Seite steht.

In der Produktion ist der Einsatz verschiedener Robotermodelle schon seit Jahrzehnten Realität. Im Rahmen der kollaborativen Robotik kommen Mitarbeiter und Technik einander besonders nahe. Nicht selten ist hier der Kontakt zwischen Mensch und Maschine derart eng, dass Cobots, die den Beschäftigten in der Fertigung direkt zuarbeiten, als vollwertige Teammitglieder betrachtet werden.

Ihre Kosenamen illustrieren den Stellenwert der einarmigen Kollegen im Unternehmen. Eine (nicht ganz ernst gemeinte) Analyse ausgewählter Cases unter dem Gesichtspunkt der Cobot-Namen lässt auf drei verschiedene Helfer-Typen schließen:

Typ 1: Freund und Kollege 

  • Fallbeispiel: Jonathan und Fritzchen, bei beyerdynamic tätige UR3- und UR5-Cobots
  • Einsatzort: Heilbronn, Deutschland
  • Unternehmen: beyerdynamic GmbH und Co. KG, Hersteller von Audiogeräten
  • Aufgabe: Beschichten von Kopfhörerlautsprechern mit einem Dispersionsmedium

Charakteristik: Tagsüber Lautsprecher, nach Feierabend Cocktails: Aufgrund ihrer Vielseitigkeit gelten Jonathan und Fritzchen bei beyerdynamic als äußerst populäre Weggefährten, die nicht nur an Membranen, sondern auch an Mojitos ihr Geschick beweisen. In der Fertigung kooperieren der UR3 und der UR5 mit drei Mitarbeitern bei der Beschichtung von Membranen und versehen Lautsprecher mit einem Dispersionsmedium – eine Tätigkeit, die hohe Präzision erfordert und früher per Hand ausgeführt werden musste.

Ehrgeizige Kollegen, denen Grippeviren nichts anhaben können und die tagtäglich zuverlässig und exakt arbeiten, fristen am Arbeitsplatz manchmal das triste Dasein des Außenseiters. Um den Cobots dieses Schicksal zu ersparen, spendierte beyerdynamic einem der beiden noch vor Jobantritt eine Fortbildung – und brachte ihm das Cocktailmixen bei. So brilliert das Duo heute nicht nur an der Fertigungslinie, an der es die Produktivität um bis zu 50 Prozent erhöht hat, sondern auch an der Bar.

Ein Cobot mixt Cocktails bei beyerdynamic. © beyerdynamic
Ein Cobot mixt Cocktails bei beyerdynamic. © beyerdynamic

Diese Applikation hat allen gezeigt, wie sicher sich Jonathan und Fritzchen in ihr menschliches Umfeld einfügen.

Wolfgang Luckhardt, Managing Director bei beyerdynamic

Typ 2: Treuer Diener

Charakteristik: Er serviert Mulligatawny-Suppe, stolpert über einen Tigerkopf und überstrapaziert widerwillig seine Leber, um seiner Dienstherrin mangels Gästen den Geburtstagsabend zu versüßen: Deutschlands wohl berühmtester Fernsehbutler James zeigt in „Dinner for One“ einmal jährlich vollen Einsatz.

Ähnlich treu, aber deutlich akkurater geht sein gleichnamiger Cobot-Kollege bei Gustav Hensel ans Werk: Er bildet seit 2017 die letzte Komponente einer vollautomatischen Anlage aus Montage- und Verpackungsmaschinen zur Herstellung von Kabelabzweigkästen. Ausgerüstet mit einem von Dahl Automation individuell für Hensel angefertigten Sauggreifer palettiert der UR10 pro Acht-Stunden-Schicht bis zu 1.200 Verpackungseinheiten. James bewegt dabei Lasten von bis zu 2,5 Tonnen.

Während Hausdiener James schon Tabletts, Geschirr und Flaschen aus der Fassung bringen, bewahrt Cobot James aufgrund seiner Traglast von zehn Kilogramm selbst bei schweren Paketen Contenance – und das im Zwei-Schicht-Betrieb. „Mit seiner Hilfe wollten wir vermehrt Kapazitäten für höherwertige Tätigkeiten schaffen“, erläutert Christoph Kaiser, Leiter der Kunststofffertigung bei Hensel.

Anders als der zweibeinige James operiert der einarmige dabei mit hoher Wiederholgenauigkeit – und führt „the same procedure“ exakter aus, als es der Mensch je könnte.

Bei Hensel unterstützt einer unserer Cobots beim Palettieren und entlastet die Mitarbeiter von ergonomisch ungünstigen Aufgaben.
Bei Hensel unterstützt einer unserer Cobots beim Palettieren und entlastet die Mitarbeiter von ergonomisch ungünstigen Aufgaben.

Unsere Mitarbeiter sind wahnsinnig froh, dass ihnen James heute das belastende und monotone Stapeln abnimmt.

Christoph Kaiser, Leiter der Kunststofffertigung bei Hensel

Typ 3: Königin der Fertigung

  • Fallbeispiel: Victoria, bei Assa Abloy NZ tätiger UR5
  • Einsatzort: Auckland, Neuseeland
  • Unternehmen: Assa Abloy NZ, Hersteller von Schließlösungen und Sicherheitssystemen
  • Aufgabe: Montage von Schließkörpern

Charakteristik: Schwungvoll, aber formvollendet, grazil und voller Fingerspitzengefühl – in Auftreten und Stil steht Victoria der jungen Königin von Großbritannien in nichts nach. Wie ihr ist auch dem UR5 von Assa Abloy das Nichtstun verpönt: Griff die englische Herrscherin in ihrer Freizeit gerne zur Radiernadel, um Kupferstiche anzufertigen, gilt die Vorliebe des Cobots Abdeckungsplatten. Im Zuge der hochpräzisen Montage von Schließkörpern nimmt Victoria mithilfe eines Sauggreifers eine Platte auf, positioniert Selbige auf einem Schließkörper und zieht zwei Schrauben fest, um beide Teile miteinander zu verbinden.

UR5 „Victoria“ lässt ihr Team strahlen.
UR5 „Victoria“ lässt ihr Team strahlen.

Vor der Anschaffung des UR5 übernahmen Werker das Verschrauben der Einzelteile – eine Tätigkeit, die auf Dauer Hand- und Schultergelenke in Mitleidenschaft ziehen kann. Von dieser mühseligen Aufgabe befreit, können diese Fachkräfte heute beruflich neue Wege einschlagen und sich z. B. der Qualitätskontrolle oder der Prozessüberwachung widmen.

Kein Wunder, dass sie schnell wie eine neue Kollegin aufgenommen wurde – und pflichtbewusst und unbeirrbar wie ihre berühmte Namensbase ihren Dienst versieht.

Für unser Produktionsteam initiierten wir kurzerhand einen Namenswettbewerb und tauften den UR5 ‚Victoria‘.

Marc Simkin, Produktionsleiter bei Assa Abloy

Weltweit im Einsatz

Ob beim Handling von Teilen, Verpacken oder Schrauben: Wo immer sie ihre menschlichen Kollegen von belastenden und monotonen Tätigkeiten befreien, finden kollaborierende Roboter Modelle schnell den Weg in die Herzen der Belegschaft. Ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und die Wiederholgenauigkeit, mit der sie ihre Aufgaben auch bei hohen Stückzahlen verrichten, machen sie in vielen Betrieben zu unentbehrlichen Helfern.

Sie stehen den Menschen zuverlässig zur Seite und eröffnen ihnen neue berufliche Chancen. Die Kosenamen der Cobots belegen die Wertschätzung der Beschäftigten, erzeugen Nähe und schaffen Vertrauen. Jonathan und Fritzchen, James und Victoria zeigen: Dank kollaborativer Robotik können Betriebe in aller Welt heute auf ihre ganz eigenen „Helferlein“ zurückgreifen.

Petra Einertshofer

Als Head of Marketing Western Europe verantwortet Petra Einertshofer seit 2017 die Leitung und Koordination sämtlicher Kommunikationsmaßnahmen im On- und Offlinebereich bei Universal Robots für die DACH-Region. Unternehmen die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten und Potenziale von Cobots auf kreative und innovative Weise näher zu bringen, ist ihr ein besonderes Anliegen. Mit über 25 Jahren (internationaler) Erfahrung in den Bereichen Brand und Marketing Communication kennt sie die Besonderheiten der Branche und ist ein waschechter Industrie-Kommunikationsprofi.

Lokales Büro
  • Teradyne Robotics (Germany) GmbH
  • Zielstattstraße 36
  • 81379 München
Kontaktieren Sie uns: +49 8912189720