Produktionsautomatisierung beim KMU

Cobots sind rentabel und leicht zu programmieren. Dadurch machen sie Produktionsautomatisierung auch für KMU erschwinglich. Auch der niederländische Mittelständler Heemskerk Fijnmechanica setzte auf Cobots. Sie bestücken CNC-Maschinen und reinigen Werkstücke. Geschäftsführer Lucien Heemskerk berichtet.

Produktionsautomatisierung bei Heemskerk | Universal Robots
Produktionsautomatisierung bei Heemskerk | Universal Robots

Im Wettbewerb zu bestehen, entwickelt sich gerade für kleinere und mittlere Unternehmen angesichts einer immer stärker vernetzten globalisierten Wirtschaft zu einer großen Herausforderung. Heemskerk Fijnmechanica B.V., Hersteller feinmechanischer Produkte mit Sitz in den Niederlanden, setzt seit Jahren konsequent auf innovative Technologien wie die kollaborative Robotik – und das mit Erfolg.

Heute verrichten acht unserer Cobots ihren Dienst im Werk in Waddinxveen. Wie erklärt sich die Aufgeschlossenheit gegenüber Produktionsautomatisierung, auf welche Erfahrungen blickt der Mittelständler zurück, und was können andere KMUs daraus lernen? Wir haben mit Lucien Heemskerk, Inhaber und Geschäftsführer des Unternehmens, gesprochen.

Automatisieren als KMU

Herr Heemskerk, Ihr Unternehmen zählt zu den Vorreitern in Sachen Produktionsautomatisierung. Wann haben Sie damit begonnen, Ihre Fertigung zu mechanisieren – und was waren Ihre Beweggründe?

Lucien Heemskerk: In den ersten Jahren nach Gründung des Unternehmens haben wir noch mit traditionellen Maschinen wie zum Beispiel Drehbänken gearbeitet. In den 1980er Jahren haben wir CNC-Maschinen zum Fräsen und Drehen von Teilen angeschafft. Vor 19 Jahren dann haben wir den ersten Industrieroboter in unsere Fertigungslinie integriert. Ein Novum, denn damals war diese Technologie noch weitgehend der Automobilindustrie vorbehalten. Im Jahr 2010 wurden wir über unseren Vertriebspartner Gibas auf die kollaborierenden Roboter von Universal Robots aufmerksam. Sie haben uns sofort begeistert. Heute haben wir insgesamt acht Cobots der Modelle UR5 und UR10 im Einsatz. Wir verwenden sie zur Beschickung von CNC-Maschinen und zum Reinigen von Werkstücken.

Ich habe schon immer an Automatisierung geglaubt und bin stets auf der Suche nach innovativen Lösungen für unsere Fertigung. Die Arbeitskosten in den Niederlanden sind vergleichsweise hoch – um zu verhindern, dass Jobs ins günstigere Ausland abwandern, müssen wir unsere Produktionsprozesse beständig optimieren. Außerdem möchten wir als Arbeitgeber attraktiv bleiben, indem wir belastende, sich wiederholende Tätigkeiten zunehmend an Maschinen delegieren. Unsere Mitarbeiter übernehmen im Gegenzug Aufgaben, die eine höhere Wertschöpfung erzielen.

Welchen Stellenwert besitzt das Thema Produktionsautomatisierung für Sie?

Lucien Heemskerk: Der Einsatz moderner Technologien ist Teil unserer Unternehmensphilosophie. Sie müssen auf unsere individuellen Bedürfnisse zugeschnitten und rentabel sein. Die Automatisierungslösungen, die wir anwenden, erfüllen beide Kriterien. Automatisierung ist für uns ein Prozess, der nie abgeschlossen ist: Wir halten stets die Augen offen, wie wir unsere Fertigung noch innovativer gestalten können. Im Moment testen wir gerade, wie wir die Technik des 3D-Drucks für uns nutzen können, und experimentieren mit ersten Prototypen.

Wie genau gehen Sie bei der Entwicklung maßgeschneiderter Automatisierungslösungen vor?

Lucien Heemskerk: Ausgangspunkt unserer Überlegungen ist immer das zu bearbeitende Werkstück. Die Fertigungsmethode hängt von der jeweiligen Bestellung ab und den Teilen, die dafür benötigt werden. Wie groß sind sie und in welcher Stückzahl sollen sie produziert werden? Den Produktionsprozess definieren wir in unserer eigenen Entwicklungsabteilung, greifen aber bei Bedarf auch auf Expertise von außen zurück.

Bei der Implementierung der Cobots von Universal Robots und der Auswahl der passenden Peripherieprodukte wie Greifern oder Sensoren hat uns der Universal Robots-Vertriebspartner Gibas unterstützt. Die passende Applikation für unseren ersten UR5 haben wir sogar selbst konstruiert, da es zum damaligen Zeitpunkt nur wenige Anbieter passender Endeffektoren gab.

Was hat Sie an unseren Cobots begeistert?

Lucien Heemskerk: Traditionelle Industrieroboter sind in der Regel unflexibel und lassen sich nur mit vergleichsweise hohem Aufwand an veränderte Produktionsanforderungen anpassen. Bei den Robotern von Universal Robots ist das anders: Sie lassen sich schnell einrichten und umrüsten. Wir stellen eine Vielzahl von Produkten in wechselnden Losgrößen her und können die Cobots schnell und unkompliziert nach Bedarf umprogrammieren.

Ein weiterer Pluspunkt ist die Wiederholgenauigkeit der Cobots: Gerade für uns als Anbieter feinmechanischer Produkte ist absolute Präzision bei der Herstellung ein Muss. Außerdem können Mensch und Cobot nach erfolgreich abgeschlossener Risikobeurteilung Seite an Seite zusammenarbeiten, und das ohne spezielle Schutzvorrichtungen. Universal Robots war einer der ersten Anbieter, deren kollaborierende Roboter die Marktreife erlangten, und ist heute Marktführer in diesem Bereich. Wir sind mit unseren UR5- und UR10-Robotern und dem Support durch Universal Robots und dessen Vertriebspartner hochzufrieden. Deshalb möchten wir die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Unternehmen fortsetzen.

Mittlerweile haben Sie acht unserer Cobots in Ihrem Werk im Einsatz. Was hat sich dadurch in Ihrem Unternehmen verändert?

Lucien Heemskerk: Wir verfügten bereits über langjährige Erfahrung im Umgang mit Robotern, als wir den ersten Cobot angeschafft haben. Die Cobots haben uns einen komplett neuen Blick auf die Robotik eröffnet: Sie lassen sich so intuitiv bedienen, dass im Prinzip jeder sie nach einer kurzen Schulung programmieren kann. Der Einsatz neuer Technologien geht manchmal mit Berührungsängsten einher. Bei uns war das nicht der Fall: Heemskerk steht technischen Innovationen seit jeher positiv gegenüber. Daher betrachten meine Mitarbeiter die Cobots als Kollegen.

Die Beschäftigten können heute interessantere und anspruchsvollere Aufgaben übernehmen als früher und sich dadurch beruflich weiterentwickeln. Zudem empfinden sie ihre Jobs als wesentlich abwechslungsreicher. Mit den Cobots ist es uns gelungen, unsere Mitarbeiter noch stärker an uns zu binden. Durch die Produktionsautomatisierung sichern wir bestehende Arbeitsplätze in den Niederlanden und schaffen sogar neue – denn Heemskerk ist seither kontinuierlich gewachsen.

Der Weg zum Erfolg: Bereitschaft für neue Technologien demonstriert das Beispiel Heemskerk.

Wohin möchten Sie Ihr Unternehmen in Zukunft entwickeln und was empfehlen Sie anderen KMUs mit Blick auf das Thema Automatisierung?

Lucien Heemskerk: Wir möchten unsere Kunden auch künftig durch die Spitzenqualität unserer Produkte überzeugen und die Zufriedenheit unserer Mitarbeiter weiter erhöhen. Die Cobots begleiten uns auf diesem Weg. Betriebe, die nicht ausreichend in Automatisierung investieren, werden meiner Meinung nach Probleme haben, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. Denn der Erfolg eines Unternehmens hängt ganz entscheidend von der Bereitschaft ab, Neues zu wagen.

Automatisierung ist ein Lernprozess, bei dem man sich ständig weiterentwickelt. Ich glaube fest an den Nutzen unserer Investitionen in neue Technologien. Sie haben sich für uns in jeder Hinsicht bezahlt gemacht – auch deshalb, weil wir von Beginn an davon überzeugt waren. Für uns ist Automatisierung ein Erfolgsrezept – auch andere KMUs können davon enorm profitieren.

Herr Heemskerk, vielen Dank für das Gespräch!

Jürgen von Hollen

Jürgen von Hollen is a former President at Universal Robots and is responsible for leading Universal Robots through a period of explosive growth, driving the adoption of easy to use, safe, and economical cobots across the globe. Jürgen von Hollen has extensive international experience living and working in 8 different countries across Europe, America, Asia and Africa. He joined Universal Robots in 2016, previously having been the Executive President of the Engineering Solutions Division which includes the Automation and Controls business of Bilfinger SE, in Mannheim, Germany, a leading international Engineering and Services company. In his role at Bilfinger, he was responsible for a global staff of nearly 10,000 and annual sales in excess of €1billion. Jürgen von Hollen began his career with Daimler-Benz Aerospace and held senior management roles at Daimler-Chrysler Services, Deutsche Telecom and Pentair.

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