Gute Aussichten: Wie Roboter neue Arbeitsplätze schaffen

Seit einigen Jahren ziehen immer mehr kollaborierende Roboter in die Werkshallen ein. Bei vielen Menschen löst das die Sorge aus, die neuen Kollegen könnten ihnen langfristig den Job streitig machen. Jedoch wertet Automatisierung die menschliche Arbeit auf – und schafft unter Umständen sogar neue Stellen.

Roboter schaffen Arbeitsplätze  | Universal Robots
Roboter schaffen Arbeitsplätze | Universal Robots

Seit einigen Jahren ziehen immer mehr kollaborierende Roboter in die Werkshallen ein. Bei vielen Menschen löst das die Sorge aus, die neuen Kollegen könnten ihnen langfristig den Job streitig machen. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Automatisierung wertet die menschliche Arbeit auf – und schafft unter Umständen sogar neue Stellen.

Die Zahl der integrierten Industrieroboter ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Deutschland rangiert dabei nach Roboterdichte international auf Platz drei. Das bedeutet, auf 10.000 Arbeitnehmer kommen hierzulande durchschnittlich 338 Industrieroboter. Bei vielen Menschen befeuert diese Entwicklung die Befürchtung, Roboter könnten ihnen die Arbeit wegnehmen. Ein Blick in die Praxis entkräftet diese Bedenken jedoch.

Cobots werten Arbeit auf

So konstatiert etwa eine Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dass die Einbindung neuer Technologien nicht zwangsläufig mit Arbeitsplatzverlusten einhergeht. Vielmehr, so betonen die Autoren, verschieben sich die Schwerpunkte: Der Bedarf nach der menschlichen Erfüllung eintöniger Tätigkeiten mit geringer Wertschöpfung geht mit zunehmendem Automatisierungsgrad zurück, während neue Stellen mit anspruchsvolleren Aufgaben entstehen.

Entsprechende Veränderungen durch technologischen Wandel habe es schon immer gegeben, erklären die IAB-Experten weiter. Seit den 1970er Jahren lasse sich außerdem beobachten, dass unterm Strich keine Arbeitsplätze verloren gegangen sind, obwohl der Automatisierungsgrad in der Industrie stark gestiegen ist. Abgebaute Stellen wurden anderweitig kompensiert. Es lässt sich also festhalten, dass der Aufstieg der Robotik unser Arbeiten qualitativ verändert und dabei neue Jobs entstehen.

Dies unterstreicht auch die International Federation of Robotics (IFR) mit Arbeitsmarktzahlen aus den USA: Während die Zahl der installierten Roboter-Einheiten von 2013 bis 2018 weltweit um 65% auf 2,4 Mio. gestiegen sei, sei dort die Zahl der vorhandenen Jobs in der Automobilbranche um 22% auf 1.005.000 gewachsen. Dies sei umso bemerkenswerter, als Automotive traditionell der am stärksten automatisierte Sektor ist.

Kollaborierende Roboter sind darauf ausgerichtet, dem Menschen unterstützend zur Hand zu gehen.
Kollaborierende Roboter sind darauf ausgerichtet, dem Menschen unterstützend zur Hand zu gehen.

Cobots unterstützen Menschen bei ihren Aufgaben und erleichtern ihnen so das Arbeiten. Sie ergänzen also menschliche Arbeit und ersetzen sie nicht. Indem sie einfache und unattraktive Aufgaben übernehmen, führen sie die menschliche Arbeitskraft Tätigkeiten mit höherer Wertschöpfung zu und werten sie dadurch auf.

Roboter steigern Produktivität 

Dass neue Stellen durch Cobots entstehen, liegt auch daran, dass Automatisierung Unternehmen in der Regel produktiver macht. Kollaborierende Roboter gestalten Prozesse effizienter und ermöglichen so, in der gleichen Zeit mehr zu produzieren. Sie können rund um die Uhr arbeiten und Firmen auf diese Weise helfen, vorhandene Produktionskapazitäten voll auszuschöpfen. Hinzukommen Einsparpotenziale, die Cobots freisetzen, indem sie Prozesse optimieren. Da sie äußerst exakt arbeiten, verringern sie z.B. Ausschussraten und steigern die Qualität der angefertigten Produkte.

Diese Kombination aus Produktivitäts- und Effizienzsteigerung hilft Unternehmen, wettbewerbsfähig zu bleiben und zu wachsen. Insbesondere für kleine und mittelständische Firmen, die sich stärker am Markt behaupten müssen als ihre großen Konkurrenten, kann dies erfolgsentscheidend sein. Mit ihrer hohen Rentabilität und ihrer einfachen Bedienbarkeit machen kollaborierende Roboter (Cobots) die Vorteile der Automatisierung auch für KMUs erschwinglich.

Trelleborg Sealing Solutions, ein dänischer Anbieter von Dichtungslösungen, automatisierte seine Fertigung mit 42 UR-Robotern. Dadurch wuchs das Auftragsvolumen und das Unternehmen stellte mit der Zeit 50 neue Mitarbeiter ein.

Eine deutsch-dänische Langzeitstudie von Forschern der Universitäten Bayreuth und Aarhus wies die skizzierten Vorteile robotergestützter Produktivitätssteigerungen auf die Beschäftigtenzahl 2019 empirisch nach. Von 1990 bis 2016 interviewte das Team jährlich 1.900 spanische Produktionsunternehmen zu Faktoren wie Produktionsprozessen und -kosten, Preisen und Beschäftigung. Die Erhebung zeigt, dass Unternehmen, die ihre Produktion automatisieren, ihren Durchsatz steigern, mehr Personal einstellen und ihren Lohnkostenanteil bei gleichem Durchschnittslohn tendenziell senken konnten. Bei Firmen, die keine Roboter nutzen, zeigten sich gegenteilige Entwicklungen. Die Forscher führen das mitunter auf Wettbewerbsnachteile aufgrund mangelnder Automatisierung zurück.

Von der erhöhten Produktivität eines Unternehmens profitieren zudem meist auch weitere Firmen entlang seiner Wertschöpfungskette und in angegliederten Dienstleistungsverhältnissen. Bei ihnen steigt durch den höheren Output beim automatisierenden Ursprungsunternehmen die Nachfrage nach Gütern und Leistungen. Durch diese sogenannten „Spillover-Effekte“ können langfristig auch hier neue Jobs entstehen.

Wider den Fachkräftemangel

Cobots unterstützen das Unternehmenswachstum auch, indem sie dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Dieser betrifft in Deutschland laut Bundesagentur für Arbeit vor allem Berufe im technischen Umfeld, im Baugewerbe sowie in der Pflege und dem Gesundheitssektor. Die Konjunkturumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammern vom Herbst 2019 identifiziert den Mangel an qualifiziertem Personal gar als größtes Geschäftsrisiko: 56% der Befragten (n= 28.000) sahen darin eine Bedrohung.

Besonders viele Fachkräfte fehlen in Tätigkeitsfeldern wie Elektroinstallation und -montage, Zerspanungstechnik, Kunststoffverarbeitung und Schweißtechnik oder dem Maschinenbau. Cobots können viele der manuellen Tätigkeiten, die in diesen Bereichen anfallen, übernehmen – z.B. wenn es um Montage- und Schraubprozesse, Dispensieren, Entgraten oder Schweißen geht. Indem sie diese Arbeitsschritte automatisieren, entlasten sie Mitarbeiter zugunsten anspruchsvollerer Arbeiten, bei denen sie ihre Kompetenzen gewinnbringender einsetzen können. So forderten bei einer 2019 durchgeführten Führungskräftebefragung (n = 1.000) des Personaldienstleisters Hays 95% der Befragten Manager, Routineaufgaben sollten stärker automatisiert werden. Jedoch betonte die Mehrheit zugleich, qualifizierte Fachkräfte ließen sich nicht durch Roboter ersetzen.

Der Sondermaschinenbauer Endutec kann dank eines UR10e seine CNC-Maschinen voll auslasten. Aufgrund fehlender Fachkräfte war das zuvor nicht möglich gewesen.

Der Fachkräftemangel wird von vielen Unternehmen als Hemmschuh der wirtschaftlichen Entwicklung gesehen. Schaffen es Cobots, diese Hürde zu überwinden, können Unternehmen auch weiter prosperieren. Dies schafft die Voraussetzungen, um vorhandene Arbeitsplätze zu sichern sowie ggf. sogar weiter zu wachsen.

Produktionsschritte ins Inland zurückholen

Ein weiterer Weg, über den Roboter Arbeitsplätze positiv beeinflussen, liegt im Reshoring. Angesichts zwischenstaatlicher Handelskonflikte sowie des aktuellen Pandemie-Geschehens hat sich die internationale Verflochtenheit industrieller Lieferketten vielfach als Nachteil offenbart. Routen waren blockiert, der Transit-Verkehr stockte und Lieferungen blieben aus. Indem Unternehmen vorgelagerte Produktionsschritte, die sie bislang in Niedriglohnländer abgegeben hatten, zurück ins Inland holen, können sie entsprechende Unsicherheiten reduzieren.

Cobots spielen dabei eine entscheidende Rolle, denn sie machen die Produktion auch in Hochlohnländern rentabel. Ob ein Cobot in Rumänien, China oder Deutschland Bauteile montiert oder Steckverbindungen prüft, kostet den Hersteller letztlich das Gleiche. So kann kollaborative Automatisierung Unternehmen helfen, ihre Supply Chains zu verkürzen und ihre Fertigung sicherzustellen. Zugleich impliziert eine Rückverlagerung von Produktionsschritten, dass am neuen Standort entsprechende Stellen geschaffen werden müssen, um die Fertigung zu koordinieren.

Resilient und zukunftssicher

Die Montagelinie für Beatmungsgeräte von SEAT war ab Anfang April für drei Wochen in Betrieb und versorgte Intensivstationen mit 300 Beatmungsgeräten pro Tag.

Cobots verleihen Unternehmen eine neue Flexibilität, mit der sie souverän auf veränderte Bedarfslagen reagieren können. So werden sie auch als Organisationen agil und belastbar. Die IFR erwartet, dass Robotik eine tragende Rolle spielen wird, die Wirtschaft nach COVID-19 wieder aufzubauen. Auch perspektivisch dürften Cobots also dazu beitragen, Arbeitsplätze zu sichern – und neue Jobchancen zu schaffen.

Jürgen von Hollen

Jürgen von Hollen is a former President at Universal Robots and is responsible for leading Universal Robots through a period of explosive growth, driving the adoption of easy to use, safe, and economical cobots across the globe. Jürgen von Hollen has extensive international experience living and working in 8 different countries across Europe, America, Asia and Africa. He joined Universal Robots in 2016, previously having been the Executive President of the Engineering Solutions Division which includes the Automation and Controls business of Bilfinger SE, in Mannheim, Germany, a leading international Engineering and Services company. In his role at Bilfinger, he was responsible for a global staff of nearly 10,000 and annual sales in excess of €1billion. Jürgen von Hollen began his career with Daimler-Benz Aerospace and held senior management roles at Daimler-Chrysler Services, Deutsche Telecom and Pentair.

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