Vom Test bis zur fertigen Cobot-Anlage: Ein Anwender erzählt

Wie kann ich Cobots in meiner Fertigung testen – und das kostenneutral? Im Gastbeitrag schildert Kay Pohl von TE Connectivity seine Reise im Rahmen eines Projekts mit kollaborierenden Robotern – vom ersten Test über die Begeisterung seines Managements bis hin zur Integration in den laufenden Betrieb.

Automatisierung bei TE Connectivity | Universal Robots
Automatisierung bei TE Connectivity | Universal Robots

Einen Industrieroboter schnell und kostenneutral testen, ohne ihn gleich kaufen zu müssen – geht das? Dieser Gedanke ließ mich nach einem Besuch in unserem Schwesterwerk in Wört nicht mehr los. Dort ist ein kollaborierender Roboter (kurz: Cobot) im Einsatz, der den Mitarbeitern monotone Arbeit in sehr lauter Umgebung abnimmt.

Mein Interesse war geweckt und für mich stand schnell fest: Auch unsere Produktion in Speyer braucht einen solchen Cobot. Für Nägel mit Köpfen hatte ich noch zu viele Fragezeichen im Kopf. Die nötigen Antworten lieferte mir die Aktion “Cobots auf Reisen”. Hier stellt Universal Robots Endanwendern ein Testgerät auf Zeit zur Verfügung. Für mich bot sich dadurch die perfekte Gelegenheit, um erste Erfahrungen mit der Technologie zu sammeln und das Management von einer Investition zu überzeugen – der Startschuss meiner Cobot-Reise.

In wenigen Klicks zum Leih-Cobot

Als Continuous Improvement Analyst bei TE Connectivity in Speyer bin ich für die Prozessoptimierungen in unserem Werk zuständig. Die immer wieder neuen Potenziale der Automatisierung und Robotik faszinieren mich. Als ich zum ersten Mal von Cobots hörte, war ich sofort neugierig, welche Möglichkeiten sich durch die Technologie für unser Unternehmen ergeben könnten. Über die Aktion “Cobots auf Reisen” forderte ich kurzerhand einen UR5e bei Universal Robots an.

Es dauert rund eine Woche, bis ich nach dem ersten Kontakt den Leihvertrag abschloss. Um mich für die ersten Anwendungstests fit zu machen, absolvierte ich die E-Learning Module der Universal Robots Academy. Anhand mehrerer kurzer Videoclips lernte ich, wie die Cobots funktionieren und was sie leisten. Und, wie ich sie programmieren kann und mit anderen Geräten interagieren lasse. Als der Cobot dann wenige Tage später in meinem Büro bei TE Connectivity stand, kamen für mich Weihnachten und Ostern auf einmal. Ich konnte das „Unboxing” kaum erwarten und machte mich gleich daran, die zwei Pakete zu öffnen. Darin fand ich neben dem Industrieroboter auch einen Sauggreifer – ideal geeignet für meine ersten Tests.

Unboxing im Büro bei TE Connectivity: In nur wenigen Minuten war der UR5e aufgebaut und bereit für den ersten Einsatz.

Der Cobot UR5e im Praxistest

Nun war es an der Zeit, mein theoretisches Wissen praktisch anzuwenden. Die ersten Tests, wie etwa das Transportieren einzelner Teile von A nach B, bewältigte der UR5e unter meiner Anleitung problemlos. Auch ein Palettierprogramm lief einwandfrei. Schnell hatte ich Lust auf mehr und machte mich an den konkreten Anwendungsfall: dem Falten von Kartons in unserer Spritzgussabteilung. Eine ermüdende Aufgabe, die bislang von unseren Mitarbeitenden erledigt wurde.

Im ersten Test erwies sich der mitgelieferte Sauggreifer als zu klein. Um das Problem zu lösen, bekam ich Unterstützung von Ecosphere Automation – einem Integrationspartner von UR in unserer Nähe. Ecosphere stellte mir ein eigens konzipiertes Aufrichtwerkzeug zur Verfügung, das in der Lage war, die Kartons entsprechend zu greifen. Die Programmierung des Leih-Cobots und der Aufbau der Anlage waren damit überraschend fix erledigt. Nach nur zwei Tagen Vorbereitung konnten wir unseren Härtetest starten.

Erster Testlauf in der Produktion: Das Falten von Pappkartons meistert der UR5e mit Bravour.

Nachdem der UR5e problemlos hunderte Kartons gefaltet hatte, war das Management von den Vorteilen des Industrieroboters überzeugt. Besonders am Herzen lag mir, auch die Auszubildenden und mein restliches Team von der Technologie zu begeistern. Denn wenn ich sie nicht von den Cobots und damit der Zukunft der Fertigung überzeugen kann, findet der Fachkräftemangel in unserem Werk schneller Einzug als wir denken können. Mein Glück: die Einfachheit der Cobots zog alle in ihren Bann. Schnell wurden Ideen für neue Anwendungsfälle diskutiert und selbst Programmabläufe ausprobiert.

Wie es mit den Cobots bei TE Connectivity weitergeht

Nach dem erfolgreichen Test des Cobots arbeite ich bereits an weiteren Automatisierungsprojekten für unser Werk in Speyer. Ein UR10e soll Produktwagen be- und entladen. In diesem Bereich sind die Mitarbeitenden einer besonderen Lärmbelastung ausgesetzt und dankbar, wenn sie sich anderen Aufgaben widmen können.

Darüber hinaus führe ich aktuell einige Machbarkeitsuntersuchungen durch – zum Beispiel, in welchem Umfang ein UR5e in Verbindung mit einem mobilen Roboter Bauteile saugen, greifen und inspizieren kann. Sie sehen also: Ich bin bei meiner Cobot-Reise noch längst nicht am Ziel angekommen und plane noch weitere Projekte, die uns als Unternehmen voranbringen sollen.

Kay Pohl, Continuous Improvement Analyst bei TE Connectivity, glaubt an das Potenzial von Cobots.
Kay Pohl, Continuous Improvement Analyst bei TE Connectivity, glaubt an das Potenzial von Cobots.

3 schnelle Fragen zum Schluss

Wie kam der Einsatz der Cobots bei den Mitarbeitenden an?

Kay Pohl: Die Kollegen waren froh. Vor allem der UR10e sammelt gerade reichlich Sympathiepunkte. Denn er übernimmt eine stupide Arbeit in einer sehr lauten Umgebung, die wirklich niemand machen wollte. Die Mitarbeitenden haben jetzt Zeit, sich spannenderen Aufgaben zu widmen. Es stand auch nie zur Debatte, dass jemand seine Arbeit verliert.

Wenn jemand ähnliche Herausforderungen in seinem Unternehmen hat wie Sie, was empfehlen Sie?

Pohl: Am besten hören Sie sich im Unternehmen um: Wer hätte Lust, sich mit der Technologie auseinanderzusetzen? Im zweiten Schritt würde ich dann auf Universal Robots zugehen und über die Möglichkeiten sprechen, mal einen Roboter selbst ausprobieren zu können.

Wie haben Sie es geschafft, die Geschäftsführung von der Investition zu überzeugen?

Pohl: Je kürzer die Amortisationszeit, desto höher stehen die Chancen für eine Investition. In unserem Anwendungsfall hat es gut gepasst. Und wenn man darüber hinaus auch noch die Mitarbeitenden entlasten kann, sind am Ende alle glücklicher.

Kay Pohl

Kay Pohl ist seit 2013 bei TE Connectivity beschäftigt. Als Continuous Improvement Analyst sucht er stets nach Stellschrauben, um die Fertigung noch weiter zu optimieren. Ein Besuch im Wörter Schwesterwerk überzeugte ihn von den Potenzialen der Automatisierung und schließlich davon, einen Cobot in den laufenden Betrieb zu integrieren. Mit vollem Erfolg: Seit 2022 ist ein UR10e Teil des Standorts Speyer. Weitere Automatisierungsprojekte sind bereits in Planung.

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