Wie sieht Ihr Beitrag konkret aus, geht es um den Einsatz von KI und Robotik?
Ronnie Vuine: Roboter sind, im Prinzip, die flexibelsten Maschinen: Sie können heute das eine und morgen etwas anderes montieren. Gerade die Roboter von Universal Robots machen solche Umrüstungen ja einfach: Sie sind schnell neu programmiert und es ist auch recht einfach, sie mobil einzusetzen. Leider kann man die Umgebung aber nicht einfach neuprogrammieren, denn die ist physisch. Zum Beispiel die Materialzuführung für einen Montageprozess: Wenn man da umrüstet, muss man außer dem Roboterprogramm eben auch die Vorrichtungen ändern, die dem Roboter das Material wieder millimetergenau hinlegen, damit er damit arbeiten kann. Besser wäre es, mit einer Kamera in der Welt nachzuschauen, wo das Teil genau liegt, und dynamisch darauf zu reagieren - hier war es dann bislang aber so, dass das Programmieren der Kamera wieder eine Riesensache war, wenn der Vorgang wirklich robust umgesetzt werden sollte. Und da hilft KI dann enorm: Wie einem Menschen zeigt man dem Roboter das, was er machen soll, ein paar mal. Der schaut zu, versteht, welche Flexibilität da von ihm verlangt wird, und kann sie dann abliefern.
Die Robotik war also schon da und Micropsi macht sie intelligent. Geht es in der Industrie schlussendlich immer nur darum, Geschäftsmodelle zu perfektionieren?
Ronnie Vuine: Mir ist immer wichtig, nicht nur die Optimierungen im Blick zu haben. Wer optimiert, übersieht die großen Möglichkeiten und macht sich unflexibel. Die Annahme, dass alles schon fast perfekt ist und nur hier und da noch ein paar Prozent weniger Ausschuss oder ein paar Prozent mehr Durchsatz herausgeholt werden können, stimmt selten. Spätestens in einer Krisensituation, wie gerade in der Pandemie erlebt, profitieren die weniger Ausoptimierten, die Flexibilitätsreserven haben. Es geht also nicht nur um Optimierung, sondern schon auch um ganz neue Möglichkeiten.
Und was bedeutet das für eine starke bzw. zukunftsfähige Industrie?
Ronnie Vuine: Künftig werden vor allem diejenigen profitieren, die Flexibilität in Marktvorteile übersetzen können. Die auf eine Veränderung im Bedarf, ob wegen einer Krise, einer neuen Lage beim OEM, dem sie zuliefern, oder wegen einer Mode aus dem Internet ihre Produktion schnell umstellen können.