Kim Povlsen: Perspektiven eines neuen Präsidenten

Passion, Neugierde, Präsenz - Seit 1. März 2021 übernimmt Kim Povlsen das Ruder bei Universal Robots. Damit beginnt ein neues Kapitel in der Geschichte des Unternehmens. Was der ehrgeizige und technologiebegeisterte Däne bei UR alles vor hat und was das mit Squash und Kaffee zu tun hat? Mehr dazu im Interview.

Neuer UR-Präsident Kim Povlsen | Universal Robots
Neuer UR-Präsident Kim Povlsen | Universal Robots

Am 1. März 2021 hat der 38-jährige Kim Povlsen das Ruder bei Universal Robots (UR) übernommen. Damit beginnt ein neues Kapitel in der Geschichte des Unternehmens. Wir haben uns mit dem ehrgeizigen und technologiebegeisterten Dänen unterhalten, um mehr über seine Hintergründe und Visionen zu erfahren – und um ein paar Worte über seine Leidenschaft für Kaffee zu wechseln.

Passion, Neugierde, Präsenz – und Mut, schwierige Fragen zu stellen, auf die es keine einfachen Antworten gibt: Der neue Präsident hat klare Vorstellungen von der Zukunft bei Universal Robots.

Alexander Pschera: Universal Robots hat die Automatisierung weltweit revolutioniert. Wie werden Sie Innovationen weiter vorantreiben?

Kim Povlsen: Ich fühle mich bereits als Teil von etwas Einzigartigem und freue mich sehr darauf, zu lernen und das UR-Ökosystem aus Distributoren, UR+-Entwicklern, Systemintegratoren und OEM-Partnern zu nutzen. Sie alle sind wichtige Faktoren in der schnell wachsenden UR-Familie. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir erst an der Oberfläche der Leistungsfähigkeit von Cobots und flexibler Automation kratzen. Die globale Pandemie stellt Unternehmen, Behörden und Einzelpersonen vor enorme Herausforderungen. Gleichzeitig entstehen damit aber auch neue Innovationen und ein Bedarf an agileren und flexibleren Lösungen für die Produktion. Dieser Trend wird sich noch verstärken. Universal Robots birgt ein unglaubliches Potenzial, sowohl um als Unternehmen zu wachsen als auch die Produktivität weltweit zu erhöhen. Ich selbst möchte einen wichtigen Part in dieser Innovationsoffensive einnehmen. Dafür werde ich kühnste Ideen unterstützen und die innovativsten Teams und Partner engagieren. Ich sehe meine Rolle nicht darin, zu diktieren. Vielmehr möchte ich neue Perspektiven ermöglichen und spannende UR-Missionen starten. Wir sind ein innovationsgetriebenes Unternehmen. Auf diesem Erbe baue ich auf.

Ich sehe meine Rolle nicht darin, zu diktieren. Vielmehr möchte ich neue Perspektiven ermöglichen und spannende UR-Missionen starten.

Kim Povlsen, Präsident, Universal Robots

Alexander Pschera: Wie passt Ihr Naturell mit der DNA von Universal Robots zusammen?

Kim Povlsen: Ich bin technikbegeistert, habe einen großen Ehrgeiz, blicke über den Tellerrand und fühle mich in komplexen Umgebungen wohl. Ebenso wie UR-Mitbegründer Esben Østergaard habe ich meinen Abschluss am Maersk McKinney Moller Institute an der Syddansk Universitet (SDU) gemacht. Seitdem befinde ich mich auf der technologischen Überholspur in einer internationalen Geschäftswelt. Das galt bisher vor allem für meine Zeit beim globalen Energiemanagement-Unternehmen Schneider Electric. Ich hatte dort mehrere Führungspositionen in verschiedenen Geschäftsbereichen inne und leitete unter anderem das größte „Product-to-Solution and Software"-Transformationsprogramm des Unternehmens.

Kim Povlsen wuchs in Odense, Dänemark, auf. Dort sind auch Gründungsort und Hauptniederlassung des Unternehmens Universal Robots, das er nun leitet.
Kim Povlsen wuchs in Odense, Dänemark, auf. Dort sind auch Gründungsort und Hauptniederlassung des Unternehmens Universal Robots, das er nun leitet.

Diese Erfahrungen haben mir neue Perspektiven für die Herausforderungen in der globalen Unternehmenstransformation und Führung eröffnet. Sicherlich ist auch mein dänischer Hintergrund ausschlaggebend für mein „Qualitätsdenken“. Das ist typisch für viele dänische Unternehmen. Da spielen echte Neugier und der Wunsch, Qualitätsprodukte zu entwickeln, eine wichtige Rolle. Auf diese dänische DNA kann ich in der globalen UR-Organisation aufbauen.

Alexander Pschera: Welche Grundsätze galten in Ihren Führungspositionen bislang? Und welche werden Sie bei Universal Robots verfolgen?

Kim Povlsen: Ich habe viele Jahre in großen globalen Organisationen verbracht und dort komplexe Innovationsprozesse geleitet. Das hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, immer wieder die Frage nach dem „Warum?" zu stellen. Wir müssen verstehen, warum wir tun, was wir tun, und uns davon leiten lassen. Das erscheint auf den ersten Blick offensichtlich, aber meiner Erfahrung nach wird diese Frage zu selten gestellt. Beantwortet man diese Frage immer wieder bestmöglich, so führt sie eine Organisation auch zum Ziel. Ich werde diese Frage sehr oft stellen.

Wir müssen verstehen, warum wir tun, was wir tun, und uns davon leiten lassen. Das erscheint auf den ersten Blick offensichtlich, aber meiner Erfahrung nach wird diese Frage zu selten gestellt.

Kim Povlsen, Präsident, Universal Robots

Als ehemaliger Spitzensportler glaube ich zudem an die Kraft des Teams und an einen ganzheitlichen Ansatz für die Talententwicklung. Um zu wachsen und Ergebnisse zu erzielen, muss man mehrere Parameter gleichzeitig stärken. Der Einzelne kann neue Dimensionen erreichen, wenn er ganzheitlicher arbeitet, und das Team kann neue Ansätze übernehmen, um Ideen voranzutreiben. Manchmal erfordert die Verlagerung eines Schwerpunkts einen aktiven Coach, der sich in das Spiel miteinbringt. Das wird meine wesentliche Rolle in der UR-Welt sein.

Der 38-jährige Kim Povlsen hat ein Master-Studium in Elektrotechnik und Computerwissenschaften an der Maersk McKinney Moller Institute an der Syddansk Universitet absolviert. Das Institut lehrte als eine der ersten Universitäten Dänemarks Roboter Research und hat mehr als 130 Robotik-Unternehmen wie Universal Robots und Mobile Industrial Robots (MiR) hervorgebracht.
Der 38-jährige Kim Povlsen hat ein Master-Studium in Elektrotechnik und Computerwissenschaften an der Maersk McKinney Moller Institute an der Syddansk Universitet absolviert. Das Institut lehrte als eine der ersten Universitäten Dänemarks Roboter Research und hat mehr als 130 Robotik-Unternehmen wie Universal Robots und Mobile Industrial Robots (MiR) hervorgebracht.

Alexander Pschera: Haben Sie lange nachgedacht, bevor Sie die neue Herausforderung als Präsident von Universal Robots angenommen haben?

Kim Povlsen: Eigentlich nicht. Diese Gelegenheit kam zum perfekten Zeitpunkt für mich. Ich glaube, dass ich dazu beitragen kann, dem UR-Ökosystem neuen Schwung zu verleihen. Das Unternehmen ist bereit für die nächste Wachstums- und Innovationsstufe in einem globalen Kontext. Natürlich spüre ich die Verantwortung. Ich bin mir bewusst, dass meine neue Position mit ehrgeizigen Zielen zusammenhängt. Aber ich glaube fest daran, dass wir bei Univeral Robots fast magische Dinge schaffen können. Deshalb habe ich keine Sekunde gezögert, als sich diese Gelegenheit bot.

Alexander Pschera: Wie sichern Sie eine gesunde Work-Life-Balance?

Kim Povlsen: Ich bin zu 100 Prozent ein Familientyp. Ich arbeite hart und bin sehr wettbewerbsorientiert. Ich mag es, zu gewinnen, und ich mag es, Erfolge zu feiern. Gleichzeitig habe ich aber auch eine andere wichtige Entscheidung getroffen: Ich bin für meine Familie da, wenn wir zusammen sind, und dann lasse ich mich auch nicht von Telefon oder Bildschirm ablenken. Ich lebe mit meiner Frau und unseren beiden Kindern in einem gewöhnlichen Einfamilienhaus. Und ich versuche, auch bei Projekten rund um das Haus effizient zu sein, damit ich möglichst viel Zeit mit meinen Kindern verbringen kann. Ich möchte nämlich der beste Vater sein.

Ich bin für meine Familie da, wenn wir zusammen sind, und dann lasse ich mich auch nicht von Telefon oder Bildschirm ablenken.

Kim Povlsen, Präsident, Universal Robots

Alexander Pschera: Foodie oder Sportfanatiker?

Kim Povlsen: Irgendwie beides. Ich bin regelrecht süchtig nach Kaffee und experimentiere mit Bohnen, Röstung, Mahlwerk und Ausrüstung. Als ehemaliges Mitglied der dänischen Squash-Nationalmannschaft, das viel Zeit und Energie in große Turniere investiert hat, bin ich ebenso besessen nach körperlicher Betätigung. Ich laufe viermal pro Woche. Das Workout gibt mir einen Energieschub für den Rest des Tages. Wenn ich dann am späten Nachmittag ein wenig müde werde, geht es zurück zur Kaffeemühle.

Alexander Pschera: Was würden Sie gerne bei Universal Robots in den kommenden fünf Jahren sehen, abgesehen von Unternehmenswachstum und der globalen Führungsposition in der Branche?

Kim Povlsen: Ich bin davon überzeugt, dass Universal Robots den Markt und die Art und Weise, wie Unternehmen an die Automatisierung herangehen, verändern wird. Komplexe und dynamische Märkte zwingen Unternehmen, ihre Produktivität zu steigern. Gleichzeitig müssen sie sich der Herausforderung stellen, nahtlos zwischen verschiedenen Produktionslinien wechseln zu können. Hier positionieren sichCobots als wesentlicher Treiber für produktivere, innovativere und sicherere Arbeitsbereiche. Universal Robots baut auf dieser Position auf und schafft neue Synergien zwischen dem Einfallsreichtum von Menschen und der Flexibilität von Cobots. Außerdem kann ich mir gut vorstellen, dass Universal Robots eine noch größere Rolle im Robotik-Cluster hier in Odense spielt. UR kann die Grundlage für neue wissenschaftliche Ideen darstellen. Mein SDU-Hintergrund verlangt ja geradezu danach, die Zusammenarbeit mit lokalen akademischen Einrichtungen und Talenten zu fördern.

Alexander Pschera: Was wird Ihre erste Aufgabe bei Universal Robots sein?

Kim Povlsen: Zunächst einmal bin ich gespannt darauf, alle Mitglieder der UR-Familie kennenzulernen und mich mit der gesamten Organisation vertraut zu machen. Zudem freue ich mich darauf, an der Entwicklung des neuen Cobot-Hubs und der UR-Zentrale in Odense teilzuhaben, wo wir neue Synergien mit unseren großartigen Kollegen bei MiR schaffen werden. Ich kann es kaum erwarten, loszulegen und mich auf dieses unglaubliche Abenteuer mit Universal Robots einzulassen. Und ich werde definitiv das Können der Kaffeemaschine im Büro überprüfen.

Alexander Pschera

Alexander Pschera ist Autor, Herausgeber und Publizist sowie Technik-Journalist. Er schreibt unter anderem für CICERO, für Cicero.online, den SWR und für Deutschlandradio Kultur. Neben eigenen literaturwissenschaftlichen Publikationen verfasst Alexander Pschera Artikel und Online-Texte. Er ist als Sprecher bei Radio-Essays zu hören sowie als engagierter Moderator tätig. Alexander Pschera studierte in Heidelberg Germanistik, Musikwissenschaft und Philosophie. Er lebt mit seiner Familie plus Hund in München.

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