Industrie 4.0 im Mittelstand - So gelingt's

WS System lebt Industrie 4.0. Hier sind alle Abläufe vernetzt, Werker arbeiten mit Datenbrillen, Cobots gehen den Kollegen zur Hand. In diesem Gastbeitrag erzählt Jörg Naffin, Mitarbeiter im Bereich Beratung & Vertrieb bei WS System, wie KMUs Industrie 4.0 umsetzen können – und wieso Berührungsängste unnötig sind.

Industrie 4.0 im Mittelstand | Universal Robots
Industrie 4.0 im Mittelstand | Universal Robots

WS System lebt Industrie 4.0. Hier sind alle Abläufe vernetzt, Werker arbeiten mit Datenbrillen, Cobots gehen den Kollegen zur Hand. Für seine Produktion wird der 40-Personen-Betrieb, der unter anderem Montagedienstleistungen für Kunststoffteile anbietet, 2017 mit dem Industrie 4.0 Award ausgezeichnet – neben Bosch, Siemens und John Deere. In diesem Gastbeitrag erzählt Jörg Naffin von WS System, wieso KMUs keine Angst haben müssen vor dem großen Schlagwort Industrie 4.0 und wie sie Industrie 4.0 mit Robotern umsetzen können.

Über Industrie 4.0 wird häufig als das große Zukunftsprojekt der deutschen Wirtschaft gesprochen. Da verwundert es nicht, dass gerade kleine und mittlere Unternehmen gehemmt sind, die ersten Schritte zu tun. Während Arbeitspläne auf Papier digitalisiert und manuelle Handling-Aufgaben automatisiert werden sollen, will der Mittelstand nur eines: die aktuellen Herausforderungen meistern, die noch offenen Aufträge schnellstmöglich abarbeiten und die Kunden damit zügig bedienen und zufriedenstellen.

Prozesse und Strukturen zu überdenken, wird gerne auf morgen geschoben. Industrie 4.0 ist ja eben ein Projekt für die Zukunft. Hinzu kommt die Scheu vor den diskutierten Konstrukten: Digitaler Zwilling, Virtual Reality, Cobots. Betriebe wissen oft gar nicht, wo sie anfangen sollen, fühlen sich überfordert und manchmal sogar allein gelassen.

Industrie 4.0: Klein anfangen

Als 40-Personen-Betrieb sollten wir eigentlich in diese Kategorie „Zu klein für Industrie 4.0“ fallen. Eigentlich, denn wir haben uns trotzdem getraut. Und das ist es, was wir jedem anderen KMU auch raten: Einfach mal anfangen und machen!

Und wo?

  • Suchen Sie sich im ersten Schritt ein überschaubares Projekt mit klarer Abgrenzung, in dem Sie innerhalb von 3 bis 4 Monaten substanzielle Erfolge erzielen können.
  • Machen Sie sich klar: Industrie 4.0 bedeutet nicht automatisch, immer den ganz großen Wurf zu machen. Scheinbar ganz banale Dinge sind schon Industrie 4.0 – z.B. wenn Sie die aktuelle Auftragslage auf einem Bildschirm in Ihrer Produktionshalle anzeigen.

Im Anschluss an Ihr erstes Projekt werden Sie positiv angefixt sein und das nächste kleine Projekt starten wollen.

Bausteine der Industrie 4.0

Von Digitalisierung bis Automatisierung: Industrie 4.0 hat viele Facetten. Ihr bester Kompass bei der Umsetzung ist schlichtweg Ihr Wissen über die eigene Produktion und ihre Herausforderungen. Denn niemand kauft sich eine Datenbrille oder einen Cobot, weil er die Brille oder den Roboterarm so toll findet. Er kauft den Erfolg, den er damit realisieren kann.

Cobots: Die Kollegen für einfache Arbeiten

Wir haben volle Auftragsbücher, schaffen es aber nicht, neue oder passende Mitarbeiter zu finden.

Das ist meist ein gängiger Impuls, um Cobots einzuführen. Mit ihnen schenken wir den menschlichen Kollegen neue Zeitkontingente. Während der Cobot die einfachen und eventuell auch unschönen Aufgaben übernimmt, hat der menschliche Kollege mehr Kapazität für höherwertigere Tätigkeiten. Er kann zum Beispiel darüber nachdenken, wie Prozesse weiter optimiert werden können oder ob es noch andere Produkte gibt, die gut ins Portfolio passen.

Digitale Infrastruktur: Mehr Transparenz und Reaktionsfähigkeit

Wir wollen bei Unstimmigkeiten im Produktionsablauf schneller und gezielter reagieren können.

Ist ein Cobot erst einmal implementiert, wollen Sie bestimmt auch wissen, ob er sich in der Fertigung gut macht. Und das ist häufig der Startschuss für die digitale Vernetzung. Sie können etwa damit beginnen, dass Fehlermeldungen des Cobots an eine zentrale Stelle weitergeleitet werden.

Indem Sie Ihre Prozesse nach und nach in die digitale Welt übertragen, können Sie z.B.:

  • Daten in Echtzeit analysieren und somit schnell reagieren, wenn ein Prozess nicht ideal läuft.
  • Muster aus der Historie von Fehlermeldungen heraus erkennen.
  • Entlastung auf administrativer Ebene schaffen, indem ein fehlerhaftes Bauteil direkt erkannt wird und vom Mitarbeiter selbst ein Report erstellt werden kann.
Wassim Saeidi, Gründer und Geschäftsführer von WS System, erklärt die IoT-Landschaft seiner eigenen Produktion.

Datenbrillen: Die Navigationshilfe in der Produktion

Wir wollen unseren Mitarbeitern mehr Hilfestellung leisten.

Steht erst einmal eine gute digitale Infrastruktur, dann ist es ganz einfach, weitere Industrie 4.0-Elemente anzudocken, also zu integrieren. Ein sehr praktisches Element kann die Datenbrille sein, wenn Sie Ihren Mitarbeitern gezielt und effizient Hilfestellung leisten möchten.

In der Montage oder bei der Wartung und Instandsetzung etwa können Datenbrillen der Belegschaft passende Anleitungen einblenden und Instruktionen geben, wenn mal ein Fehler auftritt. Dabei findet auch eine Rückkopplung statt, indem die Datenbrille in Echtzeit angibt, ob ein Ablauf richtig umgesetzt wurde.

Der augenscheinliche Vorteil einer solchen papierlosen Hilfestellung: Der Mitarbeiter hat stets beide Hände für seine Aufgabenstellung frei.

Eigenes Industrie 4.0-Tempo finden

Jeder Betrieb hat sein eigenes Tempo und seine eigene Wissensgrundlage, wenn es darum geht, Industrie 4.0 anzupacken. Und das ist vollkommen in Ordnung so. Den Mut zu haben, sich am Anfang Unterstützung zu holen, ist enorm wertvoll.

Haben Sie die ersten Schritte gemacht, werden Sie außerdem schnell feststellen, dass ein Wissenstransfer in Ihrem Unternehmen stattfindet. Mitarbeiter werden sich zu ihren neuen Cobot-Kollegen austauschen, gegenseitig bei der Bedienung von Datenbrillen helfen und selbst neue Möglichkeiten zur Digitalisierung vorschlagen.

Im Ergebnis findet immer häufiger auch eineAufwärtsqualifizierung von Mitarbeitern statt und das motiviert. Denn Menschen leisten gern ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg.

Was wir allen KMUs da draußen noch sagen wollen!

Habt Mut. Fangt an. Wir sind auch klein. Wir sind nicht schlauer als ihr. Und wir haben es geschafft. Wieso solltet ihr es nicht auch schaffen!?

Jörg Naffin

Jörg Naffin ist seit 2016 im Bereich Beratung & Vertrieb innerhalb der WS System GmbH tätig. Er berät sowie unterstützt Kunden bei der konkreten Erarbeitung und Implementierung smarter Industrie 4.0-Lösungen, wie beispielsweise kollaborierende Leichtbauroboter und Datenbrillen-Einsatz in der Produktion. Darüber hinaus vermarktet er gemeinsam mit seinen WS-Vertriebskollegen PVC-Spritzgussartikel sowie Schaumprodukte zur Schall- bzw. Wärmeisolierung oder als Stoßschutz, optional kalandriert, mit und ohne Selbstklebefunktion.

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