Ab nach Hause? Cobots und der Standort Deutschland

Wie tragen Cobots dazu bei, dass Firmen wieder lokaler produzieren? Andrea Alboni, General Manager Western Europe, ist davon überzeugt, dass für Unternehmen, die sich (wieder) in Deutschland ansiedeln, Automatisierung zur Überlebensstrategie gehören muss. Warum, erläutert er hier.

Cobots und der Standort Deutschland | Universal Robots
Cobots und der Standort Deutschland | Universal Robots

Vom Offshoring zum Reshoring, von der Globalisierung zur Deglobalisierung. Diese Trends werden in Zeiten, in denen die Pandemie den internationalen Handel grundlegend verändert, stark diskutiert. Wie ausgeprägt diese Tendenzen sind und ob sie Post-Covid wirklich zur neuen Norm werden, können wir heute noch nicht mit Sicherheit sagen. Eines aber ist sicher: Wer seine Produktion nach Deutschland zurückholt oder sie hier halten möchte, der wird in Zukunft an Robotik nicht vorbeikommen.

Komplexe Lieferketten und Standorte im Ausland – ein Auslaufmodell?

Ob in der Metallverarbeitung, Holz- oder Pharmaindustrie eine Frage beschäftigt Unternehmen jeder Branche spätestens seit Beginn der Pandemie gleichermaßen: Müssen wir wirklich abhängig von komplizierten Lieferketten und Standorten im Ausland sein? Nein, lautet oftmals die Antwort.

Probleme lassen sich vor Ort in Deutschland sehr viel leichter kontrollieren als am anderen Ende der Welt. Und insbesondere für den Mittelstand stellt das Reshoring – also die Rückholung von Produktionsstätten ins Inland – eine Möglichkeit dar, komplexe Unternehmensstrukturen zu vereinfachen und so wirtschaftlicher zu agieren.

Was hat das mit unseren kollaborierenden Robotern (Cobots) zu tun? Entscheidet sich ein Betrieb dafür, zu automatisieren, kommt ein weiterer Faktor hinzu: Flexibilität. Selbst wenn man auf internationale Lieferketten angewiesen ist – man zum Beispiel auf Bauteile aus dem Ausland warten muss – kann man mit einem Cobot die Fertigung zur Überbrückung auch mal zügig und kostengünstig umstrukturieren. Brechen Lieferketten zusammen, muss man dann nicht zwangsläufig ein ganzes Werk lahmlegen und die Belegschaft in Kurzarbeit schicken. Ein heimischer Standort gepaart mit Automatisierung trägt so maßgeblich zur Resilienz der unternehmerischen Produktion bei. Betriebe werden dadurch unabhängiger und weniger anfällig für Verschiebungen in der Weltwirtschaft.

Der Schritt in die Automatisierung ist ein entscheidender Faktor, um Produktionsstandorte in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu sichern.
Der Schritt in die Automatisierung ist ein entscheidender Faktor, um Produktionsstandorte in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu sichern.

Kollaborierende Roboter sind ein Segen für lokale Unternehmen – und deren Arbeitnehmer

Warum ist Deutschland – ein relativ kleines Land mit kaum nennenswerten Bodenschätzen – eigentlich ein attraktiver Industriestandort? Weil es hier unvergleichliches Know-how gibt und Fachkräfte, die exzellent ausgebildet sind. Das bringt mich zu der meiner Meinung nach größten Herausforderung, die Unternehmen in Deutschland bewältigen müssen: dem Fachkräftemangel beziehungsweise der Fachkräftekrise – wie unlängst das Handelsblatt titelte.

Für zehn Mitarbeiter, die gerade in Rente gehen, rücken nur fünf nach. Es heißt immer, Automatisierung in der Industrie schafft Arbeitsplätze ab, dabei ist es in Wahrheit der demografische Wandel, der das Profil der Arbeitnehmerschaft dramatisch verändert. Junge Auszubildende stellen heute ganz andere Ansprüche an ihr Berufsleben und stehen vor zahlreichen Entscheidungen: Wenn ich heute 16 Jahre alt bin, wofür entscheide ich mich wohl? Will ich Schweißtechniker werden, ein sicherlich ehrenwerter Beruf, in dem ich aber unter Umständen körperlich für 40 Jahre sehr harte und ungesunde Arbeit verrichten muss? Oder entscheide ich mich für etwas anderes, einen sicheren Job, der mir mehr Freizeit verspricht und meinen Rücken nicht kaputt macht? Kaum verwunderlich: Die meisten Auszubildenden entscheiden sich für die zweite Option.

Schon eine Teilautomatisierung kann den Effekt des demografischen Wandels abfedern. Und macht es Unternehmen möglich, auch in Zukunft zu voller Auslastung am heimischen Standort zu produzieren und von der hier vorhandenen Expertise zu profitieren.

Aus 50 Prozent Auslastung mach 100: Unser Cobot im Ulmer Werk des Thales Konzerns.
Aus 50 Prozent Auslastung mach 100: Unser Cobot im Ulmer Werk des Thales Konzerns.

Für einige Unternehmen kommt vielleicht auch eine Vollautomatisierung in Frage. Für viele, die unter anderem auf eine Zusammenarbeit von Mensch und Maschine setzen möchten, ist ein Cobot die beste Option. Im Ulmer Werk des Thales Konzerns konnte zum Beispiel eine Fräsmaschine, die aufgrund fehlenden Personals nur zu 50 Prozent ausgelastet war, mit Hilfe eines Cobots zu 100 Prozent genutzt werden. Das ist genau, was ich meine. Für manche Tätigkeiten ist der Mensch unersetzbar und das wird auch so bleiben. Aber in vielen Einsatzbereichen ist Robotik heute die beste Lösung. Bei Universal Robots sagen wir immer: Wir wollen eine Welt schaffen, in der Menschen mit Robotern arbeiten. Und nicht wie Roboter.

Wer seine Umweltbilanz verbessern will, dem nützen kollaborierende Roboter

Dass sich der Fachkräftemangel zu einer echten Krise auswachsen wird, wissen wir übrigens schon seit Jahrzehnten. Ein anderes Problem, das wir mindestens genauso lange kennen, aber nun ebenfalls nicht länger ignorieren können, ist der Klimawandel. Deutschland hat sich bis 2030 das Ziel gesetzt, seine Emission von Treibhausgasen, in erster Linie CO2, um 55 Prozent zu verringern. Um dieses Ziel zu erreichen, wird selbstverständlich auch die Industrie zur Verantwortung gezogen. Für viele Unternehmer ist die Konsequenz, den internationalen Warenfluss reduzieren zu müssen. Reshoring ist da die logische Antwort, da Emissionen, die durch Transport und Logistik entstehen, drastisch zurückgehen. In Verbindung mit der Tatsache, dass qualifizierte Arbeitskraft in Deutschland fehlt, werden Werke weiter automatisiert, damit sie den gesetzlichen Vorgaben überhaupt gerecht werden können. Das lässt sich gar nicht anders bewältigen.

Seien Sie offen für das Potenzial von kollaborierenden Robotern

Die Entwicklungen, die ich hier beschreibe – die Problematik der Lieferketten, die Krise fehlender Arbeitskräfte, die Dringlichkeit umweltfreundlichen Wirtschaftens – werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren noch akuter werden. Das mag als Szenario bedrückend klingen, tatsächlich gibt es aber spannende Lösungen für Unternehmen, die ihre Fertigung nach Deutschland verlegen oder ihren Standort hier halten wollen. Ich sagte bereits, dass die Notwendigkeit zur Automatisierung vor dem beschriebenen Hintergrund immer dringlicher werden wird. Absolut machbar ist sie schon heute.

Wo können Betriebe nun anfangen? Dazu habe ich eine klare Haltung: Kommen Sie ohne Vorurteile auf uns zu. Wir hören leider noch viel zu oft, dass in den Chefetagen die Ansicht „Robotik und Automatisierung sind zu komplex, zu teuer, zu weit weg – das ist nichts für uns“ sehr verbreitet ist. Dem möchte ich mit Nachdruck widersprechen. Wir sehen täglich, dass Automatisierung auch für kleine und mittelgroße Organisationen möglich und wirtschaftlich ist. Notwendig für eine erfolgreiche Produktion am heimischen Standort ist sie allemal.

Andrea Alboni

Andrea Alboni ist General Manager Western Europe bei Universal Robots. Mit Leidenschaft und Know-how verantwortet er das Geschäft in den Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz. Die hohe KMU-Dichte im DACH-Raum bietet eine Vielzahl an Anwendungsmöglichkeiten für die flexiblen, kostengünstigen Cobots. Andrea Alboni bringt seine über zehnjährige Sales-Expertise ein, um gemeinsam mit Universal Robots die Entwicklung und den Einsatz kollaborativer Robotik sowie das Wachstum am Markt weiter voranzutreiben.

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